Berichterstattung zum Thema Bahnhofsquartier
Aktuelle Berichterstattung - Stand Dezember 2023
Die Gemeinde Taufkirchen hat einen bedeutenden Schritt in Richtung Quartiersentwicklung am Bahnhof gemacht. Mit der Entscheidung des Gemeinderats wurde das Nutzungskonzept für das 12,6 Hektar große Areal westlich des Bahnhofs verabschiedet. Dies bildet die Grundlage für umfassende Gutachten zu Verkehr, Einwohnerzahl und Infrastruktur.
Die Gemeinde strebt an, das Areal in ein vitales und lebendiges Quartier zu verwandeln. Mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und Vielfalt sollen 200.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entwickelt werden. Dabei sind 65.000 Quadratmeter für Wohnnutzung vorgesehen, die auf eine breite Palette von Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen abzielen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der sozialen Durchmischung und der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.
Das Nutzungskonzept, das von der Gemeinde angenommen wurde, bildet nicht nur die Basis für zukünftige Planungen, sondern auch für eine umfassende Betrachtung von Nahversorgung, Freizeit und Bildung, Gesundheit, sowie Wohnnutzung und Hotellerie. Dabei steht die Schaffung von hoher Lebensqualität im Fokus, indem beispielsweise Grünflächen und durchmischte Siedlungsstrukturen integriert werden.
Der Gemeinderat betont die Vision für das „Quartier am Bahnhof", die von Vielfalt und Zukunftsfähigkeit geprägt ist. Das Nutzungskonzept soll nicht nur eine hohe Aufenthaltsqualität gewährleisten, sondern auch einen Beitrag zur Schaffung eines attraktiven Quartierszentrums für Einwohner, Gäste und Unternehmen leisten.
Die nächsten Schritte umfassen Gutachten zu Verkehr, Einwohnerzahl und Infrastruktur, deren Ergebnisse im zweiten Quartal 2024 der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Gemeinde sieht vor, bis Januar 2025 das Bebauungsplanverfahren einzuleiten und rechnet mit einer Umsetzungsdauer von mindestens acht bis zehn Jahren in mehreren Bauabschnitten.
Berichterstattung - Stand Juni 2023
Manch einer fragt sich, ob denn die im Frühjahr 2022 vorgestellten Gedanken des Büros Steidle für das etwa 12 ha große Gelände am Bahnhof nur ein Strohfeuer oder eine konkrete Überlegung waren. Zum Verständnis mag dieser folgende Bericht dienen.
Im Jahr 2021 wurde ein Ideenwettbewerb gestartet. Im April 2022 wurde durch einen Gemeinderatsbeschluss der Siegerentwurf des Büros Steidle gekürt. Dieser wurde anschließend im Kulturzentrum den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt. Gemeinderat und Bürgerschaft hatten zahlreiche Gedanken und Ideen zu dem Konzept vorgetragen, die gesammelt wurden.
Vor einer Weiterentwicklung des Konzeptes waren zunächst Vertragsfragen zu klären. Ein nicht wenig komplexes Gebiet mit einem ebenso komplexen Vertrag für Planer und Gutachter hat erhebliche Anforderungen. Da bei diesen Vertragsfragen auch die Eigentümer als Kostenbeteiligte einzubinden waren, haben die rechtlichen Klärungen einige Zeit in Anspruch genommen.
Für ein Gebiet dieser Größenordnung und auch dieser Lage sind zahlreiche Gutachten zu erstellen, um überhaupt die Basis für die weitere Arbeit zu erhalten. Die Einholung mehrerer Angebote für jede Fachsparte, die Verhandlung mit den anbietenden Büros und letztlich die Abstimmung auch dieser Preisgestaltungen wieder mit den Kostenbeteiligten haben die Zeit bis Ende April 2023 benötigt.
Am 23. Mai 2023 trafen sich nun in einem Arbeitsgremium die Vertreter der Fraktionen, der Eigentümer, der Verwaltung sowie der Projektsteuerer. Das Gremium dient dazu Missverständnisse auszuräumen, Fragen zu klären und letztlich Beschlüsse des Gemeinderates vorzubereiten, die dann in öffentlicher Sitzung erfolgen.
Ein wichtiges Thema bei der weiteren Planung wird sein, welcher Nutzungsmix im gesamten Gebiet anzustreben ist. Bisher ist das gesamte Gelände als Gewerbegebiet ausgewiesen. Um jedoch ein lebendiges Quartier zu ermöglichen und zu erreichen, wird eine Wohnnutzung ebenfalls für erforderlich gehalten.
Bei der Frage, welches Verhältnis zwischen Gewerbe und Wohnen besteht, ist auch die Frage zu klären, welche Wohnnutzungen welchen Anteil einnehmen. Denn neben der üblichen Wohnbebauung gibt es ein eher gewerbliches Wohnen, z. B. in Studentenwohnheimen oder in Seniorenwohnanlagen. Unbestritten ist gerade für Senioren und deren Teilhabe am Leben die besondere Nähe zu einem Zentrum wichtig.
Bei der Frage, welches Gewerbe Platz finden kann, werden Gesundheitsdienstleistungen, Nahversorgung, Gastronomie sowie soziale und sonstige Dienstleistungen wie u. a. auch Frisöre oder Nagelstudio u. ä. eine Rolle spielen. Daneben wird aus planungsrechtlichen Gründen nur „nicht störendes“ Gewerbe Platz finden, das keine Emissionen aussendet in die umliegende Wohnbebauung. Dies bedeutet vor allen Dingen, dass es Büros, Labors oder Einrichtungen für die Forschung geben wird.
Neben diesen Einrichtungen sind Freizeitmöglichkeiten, soziokulturelle Stätten und Institutionen für Bildung und Lernen in einem Quartier dieser Größenordnung zu berücksichtigen.
Im Anschluss an die erste Sitzung dieses Arbeitsgremiums wird nach Pfingsten mit den Fachplanern ein Kick-off-Termin stattfinden, um Zeitabläufe und Zeitpläne abzustimmen. Mit einer Marktanalyse für den notwendigen Nutzungsmix, damit ein solches Quartier sinnvoll aufgebaut ist, soll bis Ende Juni 2023 gerechnet werden und die Auswertung der Ergebnisse und eine Empfehlung an das Arbeitsgremium soll bis Ende Juli erfolgen. Die Ferienzeit wird zur Erstellung eines Berichtes aus den ersten Gutachten und als Vorbereitung für einen Gemeinderatsbeschluss insbesondere zum Nutzungsmix benötigt. Die Gemeinderatssitzung wird für den Herbst anvisiert. Anschließend werden die Verfahrensabläufe und ein Verfahrenszeitplan festzulegen sein, die Frage mit welchen Abschnitten Bebauungspläne erstellt werden und wie die Bürger*innen im fortlaufenden Prozess beteiligt werden.
Architekten informieren über Planungsstand in der Gemeinderatssitzung am 27.10.2022:
Gutachten erarbeiten Grundlagen für Quartier am Bahnhof
Bei der Sitzung des Gemeinderats am 27. Oktober 2022 hat Christian Hörmann von der cima den aktuellen Planungsstand von steidle architekten und die nächsten Schritte für das Quartier am Bahnhof vorgestellt. Gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten Grabner Huber Lipp aus Freising hatte das renommierte Münchner Büro die bisherigen Planungen verfeinert – auf Grundlage der Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern sowie Anmerkungen aus dem Bewertungsgremium.
In den vergangenen Monaten haben die Architekten einige „Hausaufgaben“ abgearbeitet und zahlreiche Anregungen aus dem Beratergremium und Ideen aus der öffentlichen Informationsveranstaltung in das Feinkonzept eingearbeitet. Die aktualisierten Steidle-Planungen stellen daher noch keine abschließenden Ergebnisse dar, konkretisieren aber die Planungen hinsichtlich zahlreicher Areale wie dem Bahnhofsvorplatz, dem geplanten Hochpunkt im Quartier, sowie der Ausgewogenheit von Wohnen und Gewerbe, Durchwegungen und einen möglichen Brückenschlag über die S-Bahn ins Planungsgebiet. Konkret wurden folgende Punkte in der Feinplanung fixiert:
Hochpunkt kommt
Ein deutlich erkennbarer Hochpunkt soll im Quartier auf jeden Fall vorhanden sein, um Orientierung für den zentralen Platz zu schaffen. Hierzu gab es von Seiten der Bürgerinnen und Bürger während der Informationsveranstaltung geteilte Meinungen. Während sich die einen ein Hochhaus für Taufkirchen - öffentlich zugänglich für Taufkirchner*innen, idealerweise mit Alpenblick-Panorama-Café wünschten - gab es auch skeptische Stimmen. Im Sinne eines Kompromisses, dem Rat des Expertengremiums folgend, soll sich die Höhe eines zukünftigen Gebäudes an der maximalen Höhe der Bestandshochhäuser westlich des Lindenrings orientieren. Das Büro Steidle empfiehlt hierzu eine Blickfeld-Verträglichkeitsstudie zur Klärung einer angemessenen Höhe des geplanten Hochpunkts.
Ausgewogenheit von Wohnen und Gewerbe
Nach den Plänen der Architekten soll das Verhältnis von Gewerbe zu Wohnungsbau im Quartier ausgewogener sein und entsprechend angepasst werden. Dies war auch eine Anregung aus der Bürgerschaft, die in diesem Zusammenhang zusätzlich KITAS, Kindergärten und Schulen forderte. Auch hinsichtlich der Neubebauung am Lindenring sind Änderungen anvisiert: So sollen lange, straßenbegleitende Baukörper vermieden und die Bebauung insgesamt lockerer gestaltet werden. Durch weitere Untersuchungen soll hier ein stimmiges Nutzungsverhältnis ermittelt werden, in das auch die Vorstellungen der Eigentümer mit einfließen werden und der Bedarf für die soziale Infrastruktur – zum Beispiel für KITAs, Schulen, Jugendtreffs – ermittelt wird.
Bahnhofsvorplatz und Brückenschlag
Ein zentrales Thema und quasi Ausgangspunkt für die neue Quartiersentwicklung ist der Bahnhofsvorplatz. Wichtig für die Aufenthaltsqualität wäre die Bespielung der Ränder, etwa durch einen Wochenmarkt, Spielflächen, Gastronomie, Grünflächen und einen Mobility Hub für Sharing-Fahrräder und Scooter. In diesem Zusammenhang soll auch ein barrierefreier Ausbau der Bahnunterführung , inklusive des angrenzenden Geländes, und eine mögliche Fußgängerbrücke über die Bahnlinie geprüft werden. Damit entsprach das jetzt überarbeitete Konzept von Steidle den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger Taufkirchens, die eine Verbindung vom Kegelfeld zum neuen Quartier vermisst und den Brückenschlag über die Bahn angeregt hatten.
Öffentliche Freiräume
Besonders intensiv beschäftigen sich die Planerinnen und Planer auch mit der Aufwertung der Freiflächen. Hier soll die Verringerung des Autoverkehrs als Hebel genutzt werden, um
die Aufenthaltsqualität im neuen Quartier attraktiv zu gestalten. Angestrebt wird eine Verbesserung der Wegeverbindungen im Quartier, etwa mit einer Durchwegung der Grundstücke und einer Fortführung der Grünverbindungen aus dem Gebiet nach Westen entlang der Eschenstraße und nach Norden in Richtung Waldstraße. Außerdem sollen mit grünen Plätzen und verkehrsberuhigten Bereichen, auf denensich Autoverkehr und Fußgänger gleichwertig den Straßenraum teilen, mehr Freiräume entstehen. Auch die Anbindung des Parks der Siedlung am Wald war der Bürgerschaft sehr wichtig: Sie befanden eine durchgängige, auch nächtlich nutzbare Verbindung in den Park vom Bahnhof für Fuß- und Radverkehr für essentiell. Hier könnte über eine Zusammenarbeit mit der Kirche eine gemeinsame Lösung gefunden werden.
Diverse Gutachten erforderlich
Nach dem durchweg positiven Feedback im Gemeinderat geht es nun in die weitere Ausarbeitung des städtebaulichen Entwurfs. Dafür sind diverse Fachleute gefragt: Die Impulse für die Optimierung der Wohn-, Gewerbe- und Infrastruktur werden in den folgenden Monaten von Expertinnen und Experten in mehreren Gutachten untersucht. Neben der Blickfeld-Verträglichkeitsstudie zum Hochpunkt wird die Gemeinde zeitnah gleich mehrere Aufträge für entsprechende Untersuchungen vergeben – eine Bedarfsplanung für die soziale Infrastruktur, eine Schalltechnische Verträglichkeitsprüfung, eine Verkehrsuntersuchung, ein Gutachten zu mikroklimatischen Auswirkungen sowie ein Nutzungskonzept für die Nahversorgung und das publikumsnahe Gewerbe, wie Gastronomie und Dienstleistungen. Herausgearbeitet wird ferner die Zielsetzung für klassisches Gewerbe im Quartier – von Büronutzungen bis zu forschendem und verarbeitendem Gewerbe. Die Gutachten sollen bereits im Dezember 2022 mit der Bearbeitung starten und bis ins Frühjahr 2023 erstellt werden. Im Anschluss kann mit der Aufstellung eines rechtsgültigen Bebauungsplanes begonnen werden.
Das Grundkonzept für die städtebauliche Planung steht fest
Die Gemeinde ist dem Umbau des Gewerbegebietes am Bahnhof einen weiteren Schritt näher gekommen. Nachdem der Gemeinderat im letzten Jahr beschlossen hat, das Areal neu zu überplanen, haben nun drei Architekturbüros Konzepte für ein neues „Quartier am Bahnhof” entworfen. Nach der Befassung eines Fachgremiums hat sich am 24.03.2022 auch der Gemeinderat auf das Konzept von Steidle Architekten als Basis für die weitere Planung geeinigt.
Nachdem die Büros Kehrbaum, Steidle und HENN Zeit ihre Vorschläge im Februar 2022 eingereicht hatten, hat das Büro Dragomir Stadtplanung die Entwürfe im Auftrag der Gemeinde Taufkirchen fachlich aufbereitet, bevor sie am 22.02.2022 einem Expert*innengremium aus Mitgliedern der Verwaltung, Grundstückseigentümer*innen, politischen Vertreter*innen sowie unabhängigen Expert*innen vorgestellt worden sind.
Im Rahmen der ganztägigen Sitzung wurde nach intensiver Auseinandersetzung eine Rangfolge festgelegt und das Konzept von Steidle Architekten als den favorisierten Entwurf gewertet. Einer Empfehlung, der der Gemeinderat einstimmig zugestimmt hat.